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Kinder wollen doch nur Spielen…

Juni 17, 2022

Kinder müssen spielen. Quasi ist das ihr Job. Und zwar den lieben langen Tag. Ich habe gleich mehrere von der Sorte. Sie heißen Frech & Frecher… Ich liebe sie über alles auf der Welt und sie treiben mich in den Wahnsinn.

Rückblick ins Kleinkindalter

„Ob das Kind denn schon durchschläft?“ … höre ich es durch meine verschleierte Wahrnehmung fragen. Natürlich NICHT!!! Frag doch nochmal, wenn es fast fünf ist. Also ja, irgendwann schlafen sie durch. Warum es ausgerechnet bei MIR fast fünf (!) Jahre dauern musste, frage ich mich heute noch. Was ich gelernt habe in dieser Zeit? Schlafentzug ist eindeutig eine Foltermethode. Wie oft ich mir gewünscht habe, dass sich der Boden unter mir auftut und mich verschlingt, bekomme ich einfach nicht mehr zusammen.

Den Höhepunkt des Wahnsinns hatten wir erreicht, als der große Mini-Me etwa zwei bis drei Jahre alt war. Guten Abend, mein Name ist Nachtschreck. Meinem schlimmsten Feind wünsche ich nicht, sowas auf Dauer durch stehen zu müssen. Gute 1 ½ Jahre und zwischen fünf bis zehn dieser Nachtschrecks pro Nacht stehen auf meinem Konto. Nachtschrecks sind übrigens eine Art Schlafstörung, in der das Kind nicht reibungslos von einer in die andere Schlafphase kommt und sich das in massiven Schreien äußert, bei dem die Mäuse nicht wach sondern eher apathisch sind und wild um sich schlagen. Helfen tut hier nichts und wecken darf man sie auch nicht. Dauer kann so zwischen fünf und zwanzig Minuten sein. Die absolute Hölle kann ich dir sagen.

„Mami komm spielen“!

Aber nach der Nacht ist vor dem Tag. Während mein schlaftrunkenes Gehirn noch versucht, Ort und Datum zu erfassen, ist das Kind in aller herrgottsfrühe (phasenweise gern mal 4.15 Uhr oder 4.45 Uhr) hellwach und im Level 1.578-Entertainment Modus. „Mami komm spielen“ ruft der hüpfende Flummi und springt wie ein Mini-Ringer auf seine wehrlose und völlig übermüdete Mutter. Noch so ein Punkt zum Nachtschreck. Die Kinder merken das nicht, sind nicht sonderlich müde am nächsten Tag. Einfach nur blöd, für alle anderen Beteiligten.

Wie auch immer, die Wahl seines Knies im Sprung fiel auf meinen Rippenbogen. Eh ich mich versehe, sitze ich mit schmerzverzerrten Gesicht pünktlich fünf Uhr morgens auf dem Autoteppich im Kinderzimmer. Begeistert, wie bei einem Frauenarztbesuch, imitiere ich Tiergeräusche, spreche mit Kuscheltieren, staple Bausteine und tue so, als würde ich ein Buch vorlesen. In Wirklichkeit kann ich zu dieser Zeit nämlich noch gar nicht lesen. Die Spiele wechseln in einer derart hohen Frequenz, dass mir schon schwindelig wird. Die Aufmerksamkeitsspanne von so einem zweijährigen ist nämlich in etwa so lang, wie die eines Tischfeuerwerks. Das Schlimmste daran ist, dass ich kurz vor dem nächsten Schwindelanfall wegen zu häufigen Spielwechsel feststelle, dass gerade mal 11 Minuten vergangen sind. Ich überlege, ob ich anfangen soll zu weinen oder doch lieber hysterisch zu lachen.

Spielen mit der Zombi Mutter

Einfach mit offenen Augen weiter schlafen ist leider auch keine Option. Denn ohne Aufsicht schafft es Junior innerhalb von 7 Minuten das Haus bis zur Unkenntlichkeit zu verwüsten. Ich frage mich, wie das geht? Wie kann ein einzelner und so kleiner Mensch nur in so kurzer Zeit so ein Chaos verursachen? Ich meine, es braucht mindestens 15 Erwachsene, eine ganze Menge Alkohol und eine wilde Party Nacht, um das zu schaffen. Das sind so Fragen, die ich mir stelle – morgens halb sechs auf dem Autoteppich…

Witzig finde ich, dass es den Dreikäshoch wirklich gar nicht stört, dass seine Zombi-Mutter eine Begeisterung von einem Stück Brot ins Spiel einbringt. Aber hatten wir ja schon, Hauptsache SPIELEN!!!!

Zwischenzeitlich habe ich den Verdacht, dass mich mein gerade mal zwei Jahre alter Sohn absichtlich versucht in den Wahnsinn zu treiben. Merke: Kleinkinder sollten auf gar keinen Fall Spielzeug mit Geräuschen besitzen. In einer gefühlten einstündigen Endlosschleife höre ich mir die Melodie der New Yorker Feuerwehr an. Es reicht. Ich flippe aus!!!! Schluss mit dem Animationsprogram… Wir gehen raus. Frische Luft soll helfen, habe ich gehört.

Ich hatte leider ganz vergessen, dass derzeit Winter ist. Ich öffne die Tür und stelle fest, es ist noch dunkel draußen. Wahnsinn… Schon immer wollte ich mal eine Nachtwanderung früh morgens zwischen sechs und sieben Uhr machen. Den Kindern sei Dank, dass ich auch das entspannt von meiner Bucket-List streichen kann.

Auf jeden Fall, ist mir nach meditativen Schaukeln. Monotones Anschupsen ist meine kurze Auszeit… Gefährlich wird es, wenn es Richtung Buddelkasten geht. Hier bist du wieder voll drin im Animationsprogramm. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kinder immer bestens angezogen sind. Ich natürlich nicht. Ich weiß nicht, ob es an der Außentemperatur oder meiner Müdigkeit liegt, mir wird immer kälter. Endlich macht der Bäcker auf und wir können mit frischen Brötchen nach Hause gehen.

Spiel des Lebens

Noch vor um acht steht das Frühstück auf dem Tisch und ich habe schon so viel erlebt, dass es eigentlich Zeit ist für Schlafanzug und Zähneputzen. Dabei ziele ich nicht auf den Mittagsschlaf ab. Ich fühle mich, als würde ich gerade von einem Festival kommen, was fünf Tage ging und frage mich, ob ich vielleicht diejenige bin, die hier betreut werden sollte!

Dann bekomme ich einen dicken Kuss von meinem Sohn. Ihm ist es nämlich ganz egal, wie ich aussehe und wie ich drauf bin. Er liebt mich, genauso wie ich bin und stellt nichts an mir in Frage. Plötz stelle ich fest, dass ich genau da hin gehöre, wo ich gerade bin.

Das ist dann wohl der Sinn des Spiel des Lebens…

Kinder wollen spielen

Bisher gab es hier doch eher Artikel zu unterschiedlichen Themen. Was bei diesen oft zu kurz kommt, sind Geschichten aus dem Leben. Und zwar solche, die das Leben erst so richtig bunt machen. Solche, die man irgendwann niederschreibt und also Anekdote weitergibt…

Irgendwie finde ich, dass genau solche Geschichten, die aus dem Nähkästchen erzählt werden, oft viel zu kurz kommen. Also soll dieser kleine Ausschnitt aus meinem Leben mit wundervollen, aber auch wirklich verrückten Kindern hier einmal den Anfang machen.

Was denkst du dazu und wie ist es dir beim Lesen ergangen? Ich freue mich auf dein Feedback.

Hab einen wundervollen Tag!

2 Kommentare

    • Liebe Jenny,

      ich danke dir für dein Feedback. Du triffst es auf den Punkt – es war teilweise wirklich schmerzhaft. Aber ich freue mich, wenn ich dir ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte.

      Sei lieb gegrüßt!
      Steffi

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