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Niyamas – Die persön­liche Disziplin im Yoga

September 5, 2021

„Happiness is not a destination, it´s a way of life. “ Um dieses Glück zu leben, kann man sich der Niyamas – die persönliche Disziplin im Yoga aus den Yoga Sutras bedienen. Sie geben eine Empfehlung für den Umgang mit dir selbst, eine Hilfestellung für die eigene Reise des Glücks.

Während die Yamas den Umgang mit deiner Umwelt beschreiben, sind die Niyamas Empfehlung für den Umgang mit dir selbst. Die Niyamas sind die zweite Stufe von Patanjalis achtgliedrigem Pfad und beinhalten fünf Aspekte. Mehr Details zur ersten Stufe des achtgliedrigen Pfads, den Yamas findest du in dem Artikel „Yamas – Yogische Spielregeln zum Umgang mit der Umwelt“.

Der achtgliedrige Pfad des Yoga ist ein Wegweiser um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. Er beruht auf einem Jahrtausende alten Konzept und bietet ein besseres Verständnis des spirituellen Wegs. Du kannst ihn als eine Art Hilfsprogram für die eigene Entwicklung zu einem stabilen Körper, einem klaren Geist und einer ausgeglichenen Seele sehen.

Mehr zum Hintergrund und das eigentliche Ziel des achtgliedrigen Pfads findest du in dem Artikel „Der achtgliedrige Pfad des Yoga – Ein Wegweiser“.

Hintergrund der Niyamas

Die erste und zweite Stufe – Yamas und Niyamas – bilden die Basis der acht Stufen des Yoga, so wird der achtgliedrige Pfad unter anderem auch genannt. Sie sind das Herzstück des Raja Yogawegs – einer der vier großen Yogawege. Dazu findest du mehr Details in dem Artikel „Die vier großen Yogawege – ein Überblick“.

Sowohl Yamas, als auch Niyamas sind ethisch – moralische Spielregeln, eine Art Leitlinien. Auch als Gebote oder Gesetzte werden sie gern mal bezeichnet. Das finde ich allerdings nicht ganz passend, denn sie sind mehr eine Richtlinie. Jeder entscheidet selbst inwieweit er sie als freundliche Empfehlung annimmt oder eben nicht.

Niyamas – Welche gibt es?

„Die Niyamas bestehen aus Reinheit, Zufriedenheit, Selbstzucht, Selbststudium und Hingabe an Gott/Universum.“

II 2.32 II  Yoga Sutras nach Patanjali

 

Sauca – Reinheit

Santosa – Zufriedenheit

Tapas – Selbstdisziplin

Svadhyaya – Selbststudium, Selbstrefelxion

Ishvara Pranidhanana – Hingabe, Vertrauen

 

Diese 5 Niyamas sind Grundsätze, die uns helfen in einer guten Beziehung mit uns selbst zu stehen. Während die Yamas sich auf den Umgang mit dem Außen beziehen, verweisen die fünf Niyamas – die persönliche Disziplin im Yoga – auf den Umgang mit sich Selbst.

Sauca - Reinheit

Sauca bedeutet eine reine Lebensführung. Reinheit nicht nur in Bezug auf unser äußeres Erscheinungsbild, sondern auch hinsichtlich einer gesunden, ethisch einwandfreien Ernährung. Diese führt zu innerer Reinheit und Sauberkeit. Auch die geistige Reinheit ist eine elementare Form von Sauca. Die kontinuierliche Auseinandersetzung mit unseren Gedanken, die regelmäßige Yogapraxis und das Üben von Rücksichtnahme, hilft uns mit einem reinen Geist zu leben. Neben diesen Elementen sind letztlich alle Dinge in unserem Leben entscheidend, wie zum Beispiel unsere Kleidung, Wohnungseinrichtung, unserer Sprache und Musik.

YouVida - Niyamas Yoga

In der Yoga Praxis kann das auch bedeuten, Reinigungsübungen zu praktizieren oder sich Ayurvedischer Techniken, wie Panchakrama (ayurvedische Reinigungskur) zu bedienen.

Santosa – Zufriedenheit

Das zweite Niyama beschreibt Zufriedenheit. Zufriedenheit dem gegenüber zu entwickeln, was einem auf den verschiedenen Ebenen gegeben ist – sowohl geistig, körperlich, energetisch oder auch materiell. Die persönlichen Lebensumstände anzunehmen, wie sie eben sind. Dies bedeutet jedoch nicht in Gleichgültigkeit zu leben. Es ist viel mehr Dankbarkeit und Bescheidenheit in Bezug auf die aktuelle Situation und schließt das Streben nach Entwicklung und persönlichem Wachstum nicht aus.

Es ist eine Art Lebenseinstellung. Dafür dass, das was man erfährt, das Richtige ist. Dass die Aufgaben, die das Leben einem gibt, die richtigen sind und die richtigen Fähigkeiten dafür vorhanden sind.

„Tiefe Zufriedenheit lässt uns grenzenloses Glück erfahren.“

II 2.42 II  Yoga Sutras nach Patanjali 

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Tapas – Selbstdisziplin / Selbstbeherrschung

Tapas ist das dritte Niyama und bedeutet wörtlich „Hitze“. Alle guten Vorsätze und Ideen verlaufen auf kurz oder lang im Sande, wenn wir nicht in der Lage sind, uns selbst zu disziplinieren und Dinge mit Willenskraft anzugehen. Darum geht es bei Tapas: mit Selbstdisziplin und Konzentration das durchzusetzen, was wir uns vorgenommen haben. Es geht darum das innere Feuer zu schüren und mit Disziplin regelmäßig zu praktizieren und an allen anderen Punkten zu arbeiten, die wir verbessern möchten.

Was ich sehr wichtig finde in Bezug auf dieses Niyama ist, dass es nicht nur darum geht, „den Schweinehund zu überwinden und ins Tun zu kommen“. Denn auch alle Menschen, die permanent auf der Überholspur unterwegs sind und vor lauter tun nicht mehr zur Ruhe finden, sind hier genauso angesprochen. Für sie bedeutet Selbstdisziplin, an einem Ausgleich zu arbeiten und wieder eine Balance aus Aktivität und Entspannung zu finden.

Durch Selbstdisziplin kann sich also unsere innere „Hitze“ nach außen als Ausdauer, Leidenschaft und Kraft zeigen und wir sind in der Lage durch Willenskraft Hindernisse auf allen Ebenen zu lösen.

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Svadhyaya – Selbststudium, Selbstrefelxion

Unter Svadhyaya, dem vierten Niyama, ist das Studium und die Auseinandersetzung mit den Schriften, wie zum Beispiel der Yoga Sutren, zu verstehen. Hier geht es vor allem darum Rückschlüsse zu sich selbst zu ziehen und den eigenen Status zu erkennen. So beinhaltet dieses Niyama die Reflexion der eigenen Grenzen und Möglichkeiten. Es gilt diese Grenzen zu erweitern und an seinen Möglichkeiten zu arbeiten.

Gerade in unserer schnelllebigen Welt ist es wichtiger denn je, immer wieder kurz innezuhalten und sich mit den grundlegenden Fragen der eigenen Existenz zu befassen. Innere Stabilität ist ein elementares Gut, um den alltäglichen Herausforderungen gefasst begegnen zu können. Durch Selbstreflexion deine eigenen Verhaltensmuster zu hinterfragen und ebenso die Einstellungen zu bestimmten Dingen, die selbstverständlich erscheinen. Und das Ganze einmal ganz auf sich allein bezogen.

Ich lese gerad ein Buch von Meike Winnemuth: „Das Grosse Los“. Dort gibt es eine so passende Passage zu diesem Thema. Während einer einjährigen Weltreise stellt sich Maike die Frage: „Wer bin ich, wenn keiner zuguckt? Tue ich vieles zuhause nicht einfach nur deshalb, weil man es von mir gewohnt ist und folglich erwartet? Wie verändert man sich, wenn man fern der Vorstellungen lebt, die die anderen von einem im Kopf haben?“

Ich denke, dass viele unserer Verhaltensmuster auch von den Erwartungen anderer kommen. Es ist so wichtig, zu wissen wer ich selbst bin ohne Abhängigkeit von anderen. Genau darauf zielt Svadhyaya – Selbststudium und Selbstreflexion ab.

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Ishvara Pranidhanana – Hingabe, Vertrauen

Ishvara Pranidhana kann mit „Hingabe“ übersetzt werden. Hingabe und Vertrauen an etwas Größeres. Es geht darum Vertrauen in diese höhere Kraft zu setzen und sich von ihr leiten und tragen zu lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man diese höhere Kraft nun Gott, Universum, das große Ganze oder wie auch immer nennt und definiert. Es kann eine persönliche Gottheit oder das universelle Prinzip sein. Am Ende geht es um Vertrauen, um Glauben und darum sich mit ganzem Herzen einer Sache hinzugeben, alle anderen Dinge und Geschehnisse loszulassen und so über sich selbst hinaus zu wachsen.

Wenn wir das Urvertrauen an das „große Ganze“ stärken und akzeptieren, dass alles einen Sinn hat, auch wenn er sich nicht immer eindeutig erschließen lässt, stellt sich allmählich eine gleichmütige(re) Haltung ein, die Frieden im Inneren schenkt.

„Mit der Hingabe an die höhere Macht / das Göttliche
(Universum, Alleins oder wie auch immer das ausgelegt werden mag) erhöhen wir
die Fähigkeit in uns, alles in seiner Vollkommenheit  zu erkennen. Anders ausgedrückt: Durch
bedingungslose Hingabe erreichen wir Erleuchtung. „samadhi siddhih ishvarapranidhanat“

II 2.45 II  Yoga Sutras nach Patanjali

YouVida - Niyamas Yoga

Wo hast du dich wieder erkannt und was nimmst du dir mit für deinen Alltag? Lass mir gern einen Kommentar hier oder schreib mir eine Mail an kontakt@youvida.de, wenn du Fragen oder Anmerkungen hast. Ich freue mich über Feedback.

Namaste, deine Steffi

Mein bescheidenes Wissen zu diesem Artikel habe ich aus eigenen Erfahrungen, aus meiner Yogalehrerausbildung nach den Lehren von Swami Sivananda, aus Gesprächen und aus Büchern. Hier eine kleine Übersicht zu meinen wichtigsten Quellen: 

(1) Atmamitra Oliver Mack, Ausbilder Yogalehrerausbildung bei AnandaBalance Potsdam/Berlin

(2) Die Yogaweisheiten des Patanjali für Menschen von heute*, Sukadev V. Bretz

 

Om Sarva Santana Ki – Ein Gruß und Dank an alle großen Meister

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