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Im Rhythmus des Herbstes – Warum unser Körper die Stille braucht

Oktober 15, 2025

Der Herbst erinnert uns daran, dass Loslassen Teil des Lebens ist.

Die Natur verlangsamt sich. Das Licht wird weicher, die Tage kürzer, die Farben tiefer.
Und während alles im Außen zur Ruhe kommt, versuchen viele von uns, das Tempo des Sommers zu halten.
Noch ein Projekt, noch ein Treffen, noch ein Schritt mehr.
Doch unser Körper ist Teil dieser Natur – er folgt denselben Rhythmen.
Wenn wir gegen sie anrennen, erschöpfen wir uns.

Vom Glück zur Balance

Im letzten Beitrag habe ich über Glück als Haltung geschrieben – über die innere Stabilität, die bleibt, auch wenn das Außen sich verändert.
Doch diese Haltung braucht Nahrung. Sie lebt von Balance, von Phasen der Aktivität und Phasen der Regeneration.

Der Herbst lädt uns ein, diese Balance wieder zu spüren.
Er ist kein Ende, sondern ein Übergang – ein natürlicher Rückzug, der Raum schafft für das, was neu entstehen will.
In meiner Arbeit sehe ich immer wieder:
Wer diesen Wandel bewusst mitgeht, erlebt weniger Erschöpfung und mehr innere Klarheit.

Was in uns passiert, wenn das Licht sich verändert

Wenn die Tage kürzer werden, reagiert unser Körper unmittelbar:
Weniger Sonnenlicht bedeutet weniger Serotonin, das sogenannte „Wohlfühlhormon“. Gleichzeitig steigt der Melatoninspiegel – unser Körper möchte schlafen, sich zurückziehen, regenerieren.

Unser Nervensystem ist darauf ausgelegt, mit der Natur zu schwingen.
Im Herbst aktiviert sich unser parasympathischer Anteil – der Teil, der für Ruhe, Verdauung und Heilung zuständig ist.
Doch unser moderner Lebensstil hält das sympathische System (Aktivitäts-/Stressmodus) künstlich aktiv:
Bildschirme bis spät in die Nacht, Dauerreize, Leistung, To-do-Listen.

Das Ergebnis: Wir übergehen unsere eigene Biologie.
Chronische Müdigkeit, Reizbarkeit oder das Gefühl von „innerer Unruhe“ sind oft keine Schwäche, sondern Zeichen, dass unser System nach Verlangsamung ruft.

YouVida Blog - Im Rhythmus des Herbstes

Die Einladung des Nervensystems

Das Nervensystem liebt Zyklen.
So wie die Natur zwischen Tag und Nacht wechselt, braucht auch unser Körper diese Pendelbewegung zwischen Anspannung und Entspannung.


In der Psychoneuroimmunologie – also der Forschung über das Zusammenspiel von Psyche, Nerven- und Immunsystem – weiß man:
Regeneration ist kein Luxus. Sie ist eine biologische Notwendigkeit.

Wenn wir uns regelmäßig in Zustände von Ruhe, Sicherheit und Verbindung bringen, aktivieren wir jene Prozesse, die Heilung und Vitalität fördern:

– das Herz schlägt ruhiger,

– Stresshormone sinken,

– Immunzellen regenerieren,

– Entzündungsprozesse nehmen ab.

Berührung, Wärme, Stille, Atmung, Natur – all das sind Reize, die unser System in diese Regulation führen.

Wie du dich auf den Wandel einlassen kannst

Der Herbst erinnert uns an das Prinzip der Ko-Regulation – die Fähigkeit, mit der Natur mitzuschwingen.
Diese Zeit lädt dazu ein, das Außen etwas leiser werden zu lassen und dich wieder bewusster mit dir selbst zu verbinden.

Ein paar Impulse für deinen Alltag:

1. Wärme und Langsamkeit
Wärme wirkt regulierend. Trink warmes Wasser oder Tee, iss nährende Speisen, gönne dir Momente ohne Eile.

2. Atemräume schaffen
Lege mehrmals am Tag eine Minute abseits von allem ein. Atme tief in den Bauch, spür den Kontakt deiner Füße zum Boden – dein Körper orientiert sich in Sicherheit.

3. Weniger Reize, mehr Natur
Das diffuse Herbstlicht wirkt beruhigend auf das Nervensystem. Geh hinaus, auch wenn es grau ist. Dein Körper versteht die Sprache des Lichts.

4. Loslassen als Praxis
Vielleicht magst du aufschreiben, was du loslassen darfst – ein Gedanke, ein Anspruch, eine alte Form. Der Herbst zeigt: Loslassen ist kein Verlust, sondern Teil des Wachstums.

Der Frieden in der Stille

Vielleicht ist Glück im Herbst kein leuchtendes Gefühl,
sondern ein stilles Einverständnis.
Ein Frieden mit dem, was gerade ist.

Wenn wir der Natur erlauben, uns zu führen,
finden wir zurück in den Rhythmus, der uns nährt.
Unser Körper weiß, wie es geht – wir dürfen nur wieder zuhören.

🤍
Von Herz zu Herz,
Steffi

Wissenschaftliche Quellen & Inspiration

Davidson, R.J. & McEwen, B.S. (2012). Social influences on neuroplasticity: Stress and interventions to promote well-being. Nature Neuroscience.

Porges, S.W. (2011). The Polyvagal Theory: Neurophysiological Foundations of Emotions, Attachment, Communication, and Self-Regulation.

Neff, K. (2011). Self-Compassion: The Proven Power of Being Kind to Yourself.

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